Die geopolitischen Spannungen im Halbleitersektor erreichen diese Woche eine neue kritische Stufe, die bis in die deutschen Werkshallen von Bosch und andere Automobilkonzerne reicht. Der eskalierende Konflikt um den chinesisch kontrollierten niederländischen Chiphersteller Nexperia – ein Unternehmen im Besitz von Wingtech Technology aus Shanghai – zieht nun direkte Konsequenzen für die europäische Industrie nach sich.
Nexperia-Konflikt: Kurzarbeit und Lieferketten-Alarm
Berichte über Kurzarbeit bei Schlüsselwerken von Bosch, einem der größten Zulieferer der globalen Autoindustrie, haben die Alarmglocken schrillen lassen. Im Zentrum steht der Streit um Nexperia, dessen Chips essenziell für die deutsche Automobilproduktion sind. Die verschärften internationalen Spannungen, die sich aus US-Sanktionen und Chinas Gegenstrategie speisen, führen zu einer massiven Verunsicherung in den Lieferketten. Für die deutsche Industrie wird das Risiko einer Abhängigkeit von China im Chip-Sektor einmal mehr schmerzhaft deutlich.
KI-Boom vs. China-Risiko: ASML in der Zwickmühle
Parallel dazu verdeutlichen die Zahlen des niederländischen Chipmaschinenbauers ASML die globale Dichotomie: Während der weltweite KI-Boom die Nachfrage nach den hochentwickelten Lithografieanlagen in die Höhe treibt und Rekordgewinne sichert, wirft die China-Geopolitik einen dunklen Schatten voraus.
Trotz solider aktueller Quartalszahlen warnen Analysten vor einem signifikanten Umsatzrückgang in China für 2026. Die verschärften US-Exportkontrollen und die extraterritoriale Wirkung dieser Beschränkungen zwingen ASML, die Lieferung seiner modernsten Maschinen an das Reich der Mitte massiv einzuschränken. Dieser Spagat zwischen dem lukrativen KI-Markt und den geopolitischen Risiken im Umgang mit China stellt den Technologieführer vor immense strategische Herausforderungen. Chinas forcierte technologische Autarkie und das „Made in China 2025“-Programm zeigen indes, dass Peking die Eliminierung dieser Abhängigkeiten mit enormen Investitionen vorantreibt.